Inklusion live erleben
Am vergangenen Wochenende fand in Speyer die erste DJB-Trainerfortbildung zum Thema Inklusion statt. Mit 42 Teilnehmern war die Veranstaltung sehr gut besucht und ein voller Erfolg. Die hohe Teilnehmerzahl zeigt einmal mehr, wie wichtig dieses Thema ist.
Gemeinsam mit dem JSV Speyer in Person von Geschäftsführerin Gerlinde Görgen hat DJB-Projektreferentin Maria Deimel eine anspruchsvolle, intensive und vor allem lehrreiche Veranstaltung auf die Beine gestellt. Die engagierten und interessierten Teilnehmer reisten aus ganz Deutschland an - von Bayern über Berlin bis nach Ostfriesland. Insgesamt waren 12 Landesverbände vertreten.
Das Judomaxx in Speyer war Austragungsort dieser inklusiven Lehrveranstaltung (14.-15.09.2019). Hier wurden sowohl die praktischen, als auch theoretischen Einheiten durchgeführt. Die Eröffnung fand durch Maria Deimel und Gerlinde Görgen sowie den Judo-Abteilungsleiter beim Deutschen Behindertensportverband (DBS), Günter Geist, statt.
Die erste praktische Einheit wurde von der Nationaltrainerin des PARA-Judo, Carmen Bruckmann, geleitet. Para-Judo beschäftigt sich mit Judo mit Blinden uns Sehgeschädigten. Neben diversen Trainingsmethoden erläuterte sie auch die Besonderheiten des paralympischen Judosports und ging auf die Merkmale der beeinträchtigten Sportler ein. Menschen mit Seh-Beeinträchtigungen nehmen unsere Umgebung mit verstärkten Sinnen auf. Ihr Gedächtnis ist meist besonders geschult und sie haben andere Stärken entwickelt. Neben diesen interessanten Aspekten des Para-Judos ging sie auch auf die aufwändigere Organisation der Wettkämpfe ein. Carmen Bruckmann und Stefan Axt, Nachwuchsbeauftragter PARA-Judo beim DBS konnte hierzu einige interessante und auch lustige Beispiele aus ihrem reichen Erfahrungsschatz geben.
Erschwerte Bedingungen beim Training
Jürgen Albert, Behindertensportreferent im pfälzischen Judoverband, brachte den Teilnehmern nachmittags ID-Judo näher und konnte viele wertvolle Informationen liefern. ID-Judo ist für Menschen mit einer geistigen Behinderung. ID steht dabei für „Intellectual Disability“. Während der Praxiseinheit übernahmen dann die anwesenden ID-Judoka des JSV Speyer das Kommando und es entstand eine tolle inklusive Trainingseinheit. Dabei waren die beeinträchtigten Athleten voll in ihrem Element - sie coachten, übten konstruktiv Kritik und bauten auf: „Ja Übung macht den Meister!“ hallte es durch das Dojo. Judo für ALLE. Die ansteckende Lebensfreude war regelrecht greifbar und alle Teilnehmer gingen mit einem guten Gefühl und einem Lachen im Gesicht von der Matte.
Nach intensiven Fortbildungseinheiten hieß es am Abend „Dinner in white“. Der JSV Speyer feierte sein 60-jähriges Bestehen und lud neben Lokalpolitikern und Vereinsmitgliedern auch die Teilnehmer des Lehrgangs ein. Mit Livemusik, neuen Bekanntschaften, einer spektakulären Zirkusshow und selbstgemachten Burgern wurde ein ereignisreicher Tag perfekt abgerundet. Wirklich beeindruckend, was die Speyrer Judoka an diesem Abend für die anwesenden Gäste geboten haben. Egal ob jung oder alt, Handicap oder nicht, es wurde getanzt, gelacht und das gemeinsame Beisammensein und der Austausch standen im Vordergrund.
Die Tanzfläche wurde auch gestürmt
Nach der Übernachtung in der Sportschule Schifferstadt wurde am Sonntagmorgen ein weiteres wichtiges und interessantes Thema in den. Mittelpunkt gerückt: Der Umgang mit auffälligen Kindern bzw. Kindern mit ADHS. Hierbei entstand auch eine spannende und zum Teil hitzig geführte Diskussion, da dieses Thema wohl jeden Verein betrifft. Diplomsportlehrerin und Psychomotorikerin Karin Reth-Scholten ist auf dieses Gebiet spezialisiert und gab den Teilnehmern wichtige praktische Tipps und Hintergrundinformationen.
Außerdem ging sie darauf ein, wie und warum sich Auffälligkeiten entwickeln können. Letztendlich waren sich alle einig darüber, dass „Erziehung nicht durch Training ersetzt werden kann“. Dennoch können die Judowerte einen wichtigen Bestandteil in der sozialen und individuellen Entwicklung von Kindern einnehmen. Judo bietet die idealen Voraussetzungen und die Kids können sich richtig auspowern und so einen Teil der Hyperaktivität abbauen.
Der letzte Vortrag an diesem intensiven Wochenend-Lehrgang befasste sich mit der Frage nach Fördermöglichkeiten für Verbände und Vereine. Gerlinde Görgen und Jeannine Deutschmann (Inklusionsberaterin des LSB und Breitensportreferentin beim Judoverband Pfalz) stellten verschiedene Fördertöpfe vor. An wen muss man sich wenden und wie bekommt man als Verein Fördergelder? Welche Kooperationspartner gibt es? Es entstand ein informativer Austausch unter den Teilnehmern und man erörterte gegenseitig, welche weiteren Möglichkeiten es gibt.
Es gibt doch einige Fördertöpfe auf regionaler und nationaler Ebene, allerdings sind sich alle Teilnehmer darin einig, dass es teilweise zu kompliziert und mit zu viel Eigenengagement verbunden ist. Im Hinblick auf eine inklusive Gesellschaft muss sich noch einiges tun!
Gelebte Inklusion bei der Trainerfortbildung in Speyer
Inklusion bietet für Verbände und Vereine viele Chancen. Mit dieser Trainerfortbildung setzt der DJB ein Zeichen für Teilhabe und Inklusion! Nach der ausführlichen Feedbackrunde und einem Ausblick traten die Teilnehmer mit vielen neuen Informationen und Eindrücken im Gepäck die Heimreise an.
Der Deutsche Judo-Bund bedankt sich bei allen Teilnehmern für ihr Engagement und die rege Teilnahme an dieser Trainerfortbildung. Außerdem gilt ein großes Dankeschön dem JSV Speyer für die perfekte Organisation vor Ort und die gute Zusammenarbeit im Vorfeld der Veranstaltung.
Einige Impressionen der Veranstatung bekommt ih schon jetzt. Hier findet ihr eine Galerie mit den besten Schnappschüssen! Außerdem wurde der gesamte Lehrgang von Juniorteamer Leon Petzoldt mit der Kamera begleitet. Hier sein tolles Video:
Dank der Unterstützung von Aktion Mensch konnte diese Trainerfortbildung realisiert werden.