Wettkampf mit Hygienekonzept
Es ist eine ungewöhnliche Situation: Fotos mit Maske und man erkennt kaum jemanden, lange Pausen zwischen den Kämpfen und die Matten werden besprüht und gesäubert, immer mal wieder notwendige Ermahnungen an Sportler und Publikum, doch bitte Abstand und Maskenpflicht einzuhalten. Ein Wettkampf in Corona-Zeiten erfordert ein hohes Maß an Disziplin und hat seine Besonderheiten.
Normalerweise ... geht es im Judo sehr herzlich und gemäß dieser Kontaktsportart auch mit Kontakt zu. Man begrüßt sich mit Handschlag, herzt sich, Küsschen rechts, Küsschen links – zumindest für die Damen beim Begrüßen – man berührt sich eben. Mittlerweile ist alles anders. So anders, wie wir das alle aus unserem Alltag mittlerweile kennen. Ellenbogen-Begrüßung, manchmal die Faust, keine körperliche Berührung mehr, so gern man einen alten Bekannten, den man nach langer Zeit wieder mal trifft, auch umarmen möchte. Wir haben Corona-Zeit.
Und das wirkt sich natürlich auch in der Wettkampf-Halle aus. Für das Bundesliga-Finale gibt’s ein großes Hygienekonzept, das mit dem regionalen Gesundheitsamt im Detail abgestimmt werden musste – und das gibt einige Einschränkungen und Besonderheiten vor.
Zunächst das Sichtbare: Die Mannschaften dürfen nicht einfach mehr in der Halle irgendwo sitzen und zu den Kämpfen ihrer Kameraden fast auf der Matte stehen zum Anspornen. Nein, es gibt jetzt sogenannte Boxen, in denen die Mannschaftsmitglieder sitzen und auch verbleiben müssen. Das sind abgesperrte Bereiche direkt an den Seiten der Matte. Auch ist das Anspornen nur von dort erlaubt – und sogar normalerweise nur im Sitzen. Dass spannende Kämpfe kaum jemanden auf dem Sitz halten – weil man anspornen und ja auch etwas sehen will – versteht sich fast von alleine.
Die Kampfrichter dürfen nur mit Maske auf die Matte, auch in der Halle müssen alle mit Maske unterwegs sein. Lediglich am Sitzplatz darf man die Maske absetzen – solange man den Abstand zum Nachbarn einhält.
Sobald ein Mannschaftskampf beendet ist, beginnt eine Putzkolonne, die Matten zu desinfizieren und zu putzen.
Aber es gibt noch viel mehr, was nicht auf dem ersten Blick erkennbar ist. Die Personengruppen in der Halle mussten strikt getrennt werden: Kämpfer, Besucher, Offizielle, Presse. Das hat Konsequenzen. Die Security ist für die jeweiligen Gruppen zuständig, es gab einen großen Aufwand, um die sanitären Anlagen zu trennen, der Ausschank von Getränken bzw. das Catering musste separiert werden, in der Halle gab es ein „Einbahnstraßensystem“ für die Ein- und Ausgänge und die Wege in der Halle. Alles war darauf gerichtet, dass sich die Menschen so wenig wie möglich begegnen. Darauf achten auch Anja und Stephi aus dem Gastgeberverein, die an einem Ausgang stehen und aufpassen, dass sich alle an die Verhaltensregeln halten. Sie müssen nur selten eingreifen, die meisten verhalten sich regelkonform.
Den Zuschauern wurden konkrete Plätze zugewiesen, um den Nachweis zu haben, wer wo saß – für den Fall der Fälle, um Kontakte nachzuverfolgen. Deshalb gab es auch nur recht wenige Zuschauer in der Halle und die saßen auch nur mit großen Abständen.
Florian Kadach, der gemeinsam mit Benjamin Golze und Dirk Meyer die Organisation des Events verantwortet, informierte, dass es sehr enge Abstimmungen mit dem regionalen Gesundheitsamt und auch mit dem Gesundheitsministerium in Potsdam gab. Immerhin war die Veranstaltung als Großveranstaltung eingestuft. „Wir haben riesige Datensammlungen von allen Personen in der Halle anlegen müssen“, gibt er zu bedenken. Allerdings versichert er, dass alles vier Wochen nach der Veranstaltung gelöscht wird.
Die Sportler hatten klare Auflagen. Tests wurden angeraten, aber jeder Sportler musste zumindest einen Gesundheitsbogen ausfüllen, so wie auch jeder andere Besucher versichern musste, nur gesund in die Halle zu kommen. Alle ausländischen Sportler mussten einen deutschen Corona-Test nachweisen, der höchstens 48 Stunden alt ist. Auch konnten letztendlich die Berliner Kampfrichter nicht dabei sein, da Berlin Corona-Risikogebiet ist.
„Wir wussten, dass diese Veranstaltung aufwändig zu organisieren ist, aber wir wollten es trotzdem machen. Uns ging's ums Kämpfen, Judo sehen und erleben. Wir wollten den Athleten die Möglichkeit geben, endlich wieder unseren Sport ausüben zu können“, formuliert Florian Kadach die Motivation des Vereins, sich auf solch ein Abenteuer einzulassen, das den Organisatoren viele schlaflose und noch mehr kurze Nächte gekostet hat.
Die Sportler dankten es uns allen mit tollem Judo. Und: „Es lief alles sehr harmonisch, verständnisvoll und fast immer diszipliniert“, sagt Florian Kadach anerkennend. Sicher waren im Überschwang der Emotionen manchmal auch Erinnerungen an die AHA-Regeln notwendig, aber das ist nun mal die Verantwortung des Ausrichters.
So reflektiert es auch der DJB-Vorstandssprecher Reinhard Nimz. „Alle in der Halle haben sich ordnungsgemäß verhalten, es gab nur wenige kleine Ausnahmen, die aber schnell korrigiert wurden.“ Er lobt, dass der Ausrichter Asahi Spremberg alles getan hat, um das Konzept für diese Veranstaltung korrekt umzusetzen. Aus seiner Sicht wurde alles getan, um die Corona-Gefahr soweit es geht zu minimieren und dass eine große Vernunft aller Teilnehmer am Wochenende gegeben war.
Kampfrichterreferent Stephan Bode bedankte sich noch einmal ausdrücklich beim Ausrichter Asahi Spremberg. „Es ist ein tolles Erlebnis, wieder an und auf der Matte zu stehen und Judo erleben zu können.“
Bei allem organisatorischen Aufwand und auch Einschränkungen betont Reinhard Nimz noch eine ganz besondere Botschaft: “Ich hoffe, dass wir mit dieser Veranstaltung den Vereinen etwas Mut gegeben haben, wieder Judo-Veranstaltungen durchzuführen.“