Auf nach Paris: Ramona Brussig
Vom 28. August bis 8. September finden die Paralympischen Spiele in Paris statt. Es werden sechs Judoka dabei sein. Wir stellen sie hier vor. Heute: Ramona Brussig (-57 kg).
Birgit Arendt
Steckbrief:
- Name: Ramona Brussig
- Geboren am: 20.05.1977
- Größe: 1,66 m
- Beruf: Angestellte im LSB M-V e.V.
- Graduierung: 5. Dan
- Aktiv seit: 1986
- Trainer: Uwe Juch
- 1. Trainer: Dietmar Müller
- 1. Verein: PSV Leipzig (damals Dynamo Nord II)
- Aktueller Verein: PSV Schwerin
Über Ramona Brussig
Ramona Brussig kennt bereits das Gefühl, bei den Paralympics ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Bei vier Paralympischen Spielen seit 2004 in Athen stand sie immer im Finale. 2004 und 2012 gewann sie Gold, 2008 und 2016 Silber. In Tokio wurde sie nach einer Knieverletzung im Halbfinale Fünfte.
Sie kam wie ihre Zwillingsschwester Carmen 1986 als Neunjährige über eine Freundin zum Judo. Schach war bis dahin eine weitere Leidenschaft. Dennoch entschieden sich die Beiden, sich auf Judo zu konzentrieren.
Ramonas Sehfähigkeit liegt ebenso wie bei ihrer Zwillingsschwester Carmen in einem Bereich unter 10%. Von klein auf lebt sie mit einer extremen Kurzsichtigkeit. Dennoch hat sie ihr Leben immer gemeinsam mit normal Sehenden gemeistert. „Als Kind macht man sich keine Gedanken, ob man richtig sehen kann oder nicht, man wächst damit auf.“ Kurioserweise hatte man ihr in der Kleinkinderzeit immer bescheinigt, dass sie sehr unsportlich sei. Zurückzuführen war dies aber vor allem darauf, dass sie nur wenig erkennen konnte. Erst mit drei Jahren hatte man dies festgestellt. „Anfangs war es eine normale Kurzsichtigkeit, die jedoch im Wachstum nach und nach schlechter wurde, also schleichend.“
Nachdem sie mit Judo begonnen hatte, ging es sehr schnell mit der leistungssportlichen Entwicklung. Seit der Einführung der Frauen-Wettbewerbe im Judo bei den Paralympics 2004 in Athen ist sie immer dabei. Für sie waren die Spiele 2012 die emotionalsten. „London 2012 waren die besten Spiele, zudem habe ich Gold mit meiner Schwester zusammen gewonnen.“
Seit 2003 arbeitet sie als ausgebildete Sport- und Fitness-Kauffrau im Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern. „Die Kombination zum Leistungssport passt sehr gut und ich kann alles gut miteinander abstimmen.“ Damit kann die Athletin, die immer einen unbedingten Siegeswillen hat und technisch variabel und konditionsstark ist, hervorragend trainieren.
Vorbilder hat sie nicht wirklich. „Aber Hiroshi Katanishi ist ein sehr guter Judoka mit viel Wissen. Er macht ein sehr anspruchsvolles Judo.“
In ihrer Freizeit geht sie gerne shoppen und backt. Das passt auch zu ihrer Schwäche für Süßigkeiten. Dafür hat sie Stärken, die sie ganz unprätentiös benennt: „Vielleicht mein Durchsetzungsvermögen und meine Pünktlichkeit.“
Nach den Paralympischen Spielen in Paris wird sie einen besonderen Schritt gehen. „Ich ziehe um in die Schweiz. Dort wohnt meine Zwillingsschwester Carmen bereits seit vielen Jahren und ich habe dort schon jetzt einen großen Freundeskreis.“ Übrigens ist auch ihre Schwester für die Spiele in Paris wieder nominiert. Sie startet in diesem Jahr für die Schweiz.
Nun bereitet sich Ramona Brussig aber erst einmal auf ihren Wettkampftag bei ihren sechsten Paralympics vor. „Ich hatte gar nicht mehr vor, in Paris zu starten. Aber die Wettkampfergebnisse und damit die Punkte haben für die Qualifikation gut gereicht. Ich freue mich nun sehr auf die Paralympics.“
Ihre Ziele für Paris formuliert sie salomonisch: „Ich bin sicherlich immer noch eine Medaillenkandidatin und das ist auch gut so“, sagt die mehrfache Welt- und Europameisterin.
Fragen an Ramona Brussig
Was treibt Dich an?
Ich mag den Judosport gern, diese Sportart inspiriert mich. Ich denke, deshalb treibt mich Judo so an. Der Erfolg kommt dazu. So lange es gesundheitlich geht, möchte ich dies nutzen.
Wie schaffst Du es, Deinen inneren Schweinehund zu überlisten?
Ich denke, ich bin sehr diszipliniert. Ich mache es einfach. Dadurch fällt es mir nicht schwer, meinen Schweinehund zu überwinden.
Was gefällt Dir an Dir besonders?
Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich bin wie ich bin, und das ist okay so.
Auf welche eigene Leistung bist Du besonders stolz?
Sportlich gesehen, der Erfolg in London 2012 mit meiner Schwester zusammen.
Was magst Du an Dir gar nicht?
Vielleicht manchmal meine Ungeduld.
Wie kannst Du am besten entspannen?
Ich entspanne am liebsten bei meinen Eltern. Dort kann ich mich ausruhen und abschalten. Mal an was anderes denken als an Judo. Ich bin froh, dass es sie gibt und sie für mich da sind.
Was ist Deine Lieblingsspeise, die Du Dir wünschst, wenn Du nach Hause zu den Eltern kommst?
Oh, ich habe keine Lieblingsspeise. Ich wünsche mir, wenn ich nach Hause komme oft Gerichte die ich lange nicht hatte.
Worüber kannst Du am meisten lachen?
Bei lustigen Filmen und über mich selbst.
Wem würdest Du mit welcher Begründung einen Orden verleihen?
Ich denke meinen Eltern, die uns auf unseren Weg begleiten. Die uns von Anfang an im Judo unterstützt haben und uns immer wieder motivieren. Die uns in unserer Kindheit ins Training gefahren haben. Sie sind noch heute für uns da, wenn es Probleme oder Sorgen gibt. Einfach da, wenn man sie braucht.
Was ist für Dich eine Versuchung?
Schokolade.
Schenke uns (D)eine Lebensweisheit:
Die stärksten Leute sind nicht die, die immer gewinnen. Es sind die, die nicht aufgeben, wenn sie einmal verloren haben.