Japan – Mehr als nur ein Reiseziel für Judoka
Japan ist zweifellos ein beliebtes Reiseziel der Deutschen. Die weltberühmte Küche, die abwechslungsreiche Natur mit majestätischen Bergen, weiten Küsten und der legendären Gastfreundschaft der Japaner ziehen jährlich unzählige Reisende an. Ein Erfahrungsbericht des Eimsbütteler TV.
Für uns Judoka steht jedoch ein anderer Aspekt im Vordergrund: Japan ist das Ursprungsland unseres Sports und prägt die Judo-Kultur weltweit.
Umso mehr war es für uns vom Eimsbütteler Turnverband (ETV) Hamburg eine besondere Ehre, in diesem Jahr stellvertretend für die Deutsche Judo-Jugend am Deutsch-Japanischen Simultanaustausch der Deutschen Sportjugend teilnehmen zu dürfen. Seit 1973 wird dieser Austausch jährlich organisiert, bei dem eine deutsche Delegation nach Japan reist, während zeitgleich eine japanische Delegation nach Deutschland kommt. Der Fokus liegt dabei auf dem interkulturellen Austausch durch Sport und gemeinsame Erlebnisse.
In diesem Jahr waren rund 100 Jugendliche aus ganz Deutschland und verschiedenen Sportarten beteiligt, die in 12 Gruppen aufgeteilt wurden. Jede Gruppe wurde von einer Gruppenleitung betreut.
Nach einem Kennenlernwochenende in Frankfurt ging es am Montag, den 22. Juli, für uns nach Japan. In Kyoto, dem ersten Stopp unserer Reise, wurden wir herzlich von Vertretern der Japanischen Sportjugend empfangen und in ein Hotel gebracht, wo der erste Teil des Zentralprogramms stattfand. Neben offiziellen Begrüßungen und organisatorischen Treffen hatten wir als Judo-Gruppe Zeit, die beeindruckende Stadt Kyoto zu erkunden. Die prachtvolle Architektur, die zahlreichen Tempel und die traditionellen Parks hinterließen einen tiefen Eindruck bei uns. Besonders faszinierend war der Besuch eines historischen Samurai-Hauses, das uns die reiche Geschichte Japans näherbrachte.
Nach drei erlebnisreichen Tagen in Kyoto verabschiedeten wir uns von der restlichen deutschen Delegation und setzten unsere Reise in einer kleineren Gruppe von acht Personen fort. Unser Ziel: die Präfektur Chiba, eine Region nahe Tokio, die für ihren spannenden Mix aus urbanem Leben und malerischen Küsten bekannt ist. Dort wurden wir von der örtlichen Sportjugend willkommen geheißen und lernten unsere Gastfamilien kennen, bei denen wir die nächsten Tage verbrachten. Der Austausch mit den Gastfamilien war für alle eine besondere Erfahrung und bot uns einen intensiven Einblick in den japanischen Alltag.
Das abwechslungsreiche Programm in Chiba reichte von traditionellem Bogenschießen, einem Besuch im Disneyland bis hin zu gemeinsamen Judo-Trainingseinheiten. Obwohl das Training dort anders war als das, was wir aus Deutschland gewohnt sind, hat es uns sehr viel Freude bereitet. Der Abschied fiel uns nach den vier Tagen schwer, denn wir hatten intensive Eindrücke und neue Freundschaften gewonnen.
Unsere nächste Station war die ländliche Präfektur Gunma. Auch hier wurden wir wieder herzlich empfangen und in Gastfamilien untergebracht. Der Fokus lag auf dem Austausch mit Gleichaltrigen. Besonders spannend war der Besuch einer traditionellen Tanzschule sowie einer örtlichen Highschool. Hier beeindruckte uns vor allem die Begeisterung und das Engagement der Schüler, uns ihre Schule und Kultur näherzubringen. Natürlich stand auch in Gunma das Judo im Mittelpunkt, und wir durften mit einigen der besten Judoka der Region trainieren. Das Regionalprogramm endete mit einem stimmungsvollen Lagerfeuer an einem Bergsee – ein perfekter Abschluss dieses Abschnitts unserer Reise.
Der letzte Teil unseres Austausches fand in Tokio statt, wo wir wieder auf die gesamte deutsche Delegation trafen. In gemeinsamen Gesprächsrunden tauschten wir uns über unsere Erfahrungen aus. Auch in Tokio hatten wir die Gelegenheit, die Stadt zu erkunden. Die schiere Größe und Dynamik der Metropole beeindruckten uns tief, sei es bei den Fahrten mit der U-Bahn, an der berühmten Shibuya-Kreuzung oder beim Besuch des Tokyo Skytree, dem dritthöchsten Turm der Welt.
Ein Höhepunkt unserer Reise war der Besuch des Kodokan, der weltweit renommierten Judo-Hochburg. Dieser Besuch war für viele von uns ein lang gehegter Traum und ein unvergesslicher Moment.
Nach einer herzlichen Sayonara-Party am letzten Abend endete unser Austauschprogramm am 6. August.
Rückblickend können wir sagen, dass dieser Austausch eine unglaublich wertvolle und prägende Erfahrung für uns alle war. Die Möglichkeit, die japanische Kultur durch den Aufenthalt bei Gastfamilien hautnah zu erleben, ist eine einzigartige Chance, die man nur durch solche Programme erhält. Die legendäre Gastfreundschaft Japans wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Zudem entstanden zahlreiche neue Kontakte und Freundschaften, die über die Grenzen hinweg bestehen bleiben. Unsere Reise hat gezeigt, dass Sport Brücken baut und Menschen auf der ganzen Welt verbindet.
Japan war eine unvergessliche Erfahrung, die unsere Liebe zum Judo und zur interkulturellen Begegnung gestärkt hat.
Quelle: ETV