Bundestrainer der Männer U21
In loser Folge werden neue Referenten und Trainer vorgestellt. Melek Melke ist Bundestrainer der Männer U21 und er löst Andreas Tölzer ab.
Birgit Arendt

Bereits seit dem letzten Frühjahr ist Melek Melke neuer Bundestrainer der U21. Er ist seit seinem 6. Lebensjahr Judoka und begann im Judo Club Kano Heilbronn.
Er hatte gerade einen Anfängerkurs beendet und die Prüfung zum gelben Gürtel bestanden, als die Heilbronner Stadtmeisterschaft anstand. Dort hat er gleich den 2. Platz belegt. Trainer Emil Burock hat ihn daraufhin sofort in die Wettkampfgruppe übernommen.
„Es war mein Glück, dass ich auf so einen tollen Menschen und Trainer gestoßen bin, der mich seit meiner Kindheit immer gefördert und unterstützt hat. Emil Burock wurde zu meinem Judo-Papa.“ Er hat etwas geschafft, was auch heute zum Erfolg führt. „Er hat meine Liebe zum Judo-Sport, zum Wettkampfsport und für die Nationalmannschaft geweckt“, beschreibt Melek Melke seine Leidenschaft für den Judo-Sport.
Der Verein war und ist bis heute sein Zuhause. „Wenn man etwas von Herzen macht und mit voller Leidenschaft, dann ist man auch erfolgreich“, erfuhr er von Kindesbeinen an und setzt das nun auch in seiner Tätigkeit als Trainer um.
Neben Emil Burock war auch sein späterer Bundestrainer Mihail Donciu sehr prägend für ihn. „Er hatte ein außergewöhnliches Judo-Verständnis und ich habe von ihm ebenfalls Dinge für die Ewigkeit mitbekommen.“
Das prägende Highlight seiner Judokarriere, das ihn dann zu 100% motiviert hat, Spitzenjudo machen zu wollen, war der Besuch der Weltmeisterschaften 1991 in Barcelona. „Wir haben uns die komplette WM live vor Ort angeschaut. Ein Wahnsinns-Erlebnis, weil wir auch drei Weltmeistertitel und mehrere weitere Medaillen gewonnen haben.“
Danach hatte er noch das Glück, Teamkamerad von allen diesen Medaillengewinnern zu werden. Mit Frank Möller hat er Jahre später in Japan ein Zimmer geteilt. „Wir sind bis heute befreundet und er ist jemand, zu dem ich immer noch hochschaue - nicht nur wegen seiner Körpergröße“, verrät er schmunzelnd. Er ist in einer tollen Judo-Generation groß geworden und ist mit den Athleten noch immer freundschaftlich verbunden. Dabei nennt er Namen wie Richard Trautmann, Udo Quellmalz, Marko Spittka, Daniel Lascau, Andreas Tölzer, Marc Meiling, Peter Schlatter, Sven Loll, Frank Wieneke und noch viele mehr.
„Ein Highlight war für mich auch die Deutsche Einheit 1989. Wir sind direkt nach der Wiedervereinigung in unsere Partnerstadt Frankfurt (Oder) gefahren. Ich werde nie vergessen, wie wir um 1:00 Uhr in der Nacht in Frankfurt (Oder) an der Halle angekommen sind. Freunde haben wir dort gefunden und einen Spruch, der über den olympischen Ringen stand und der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist. Ich gebe ihn auch heute noch meinen Athleten mit: ´Ohne Kampf kein Sieg`.“
Für ihn war die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten eine große Chance. „Ich hätte sonst nie die Chance gehabt, bei unserem langjährigen Bundestrainer Detlef Ultsch zu trainieren. Seine Härte und Ausstrahlung waren beeindruckend und prägend. Auch meine Landestrainer Wolf-Rüdiger Schulz und Mirko Grosche sowie mein zweiter Heimtrainer Matthias Frank hatten sehr großen Anteil an meinen sportlichen Erfolgen.“ Die Bronzemedaille bei der EM U21 in Monaco war sein größter Erfolg und ist ihm bis heute in positiver Erinnerung geblieben.
Im Laufe seiner Judo-Karriere hatte Melek Melke sehr viele Verletzungen, durch die er seine Leistungssportkarriere schon sehr früh mit 21 Jahren beenden musste. „Aber weil ich Judo liebe, bin ich sehr früh in die Trainer-Laufbahn gewechselt.“
Zunächst hat er aber nur ehrenamtlich als Trainer gearbeitet und sein Informatik-Studium abgeschlossen. Parallel qualifizierte er sich über die Trainer C, B und A-Ausbildungen. Er wollte sich einfach immer weiterentwickeln und weiterbilden. Darüber hinaus hat er als Funktionär den Leistungssport unterstützt und war zehn Jahre lang Vize-Präsident Leistungssport im Württembergischen Judo-Verband.
Eher durch Zufall ist er durch den Ausfall eines Trainers selbst wieder Trainer geworden. „Wir mussten kurzfristig eine halbe Stelle in der U21 besetzen. Als wir niemanden gefunden haben, bin ich eingesprungen und habe gesehen, wie sehr mir das Arbeiten mit Sportlern auf dieser Ebene Spaß macht.“
Auch seine Frau hat gemerkt, wie sehr er in der Aufgabe aufgeht und hat ihn sehr unterstützt. „Ich hatte dann eine 50 %-Stelle, die ich mit 100 % Einsatz ausgefüllt habe. Die Athletinnen und Athleten haben sich allerdings auch die 100% als Einsatz verdient. Es ist eigentlich nicht möglich, von seinen Sportlern 100% zu verlangen und selbst nur 50% zu bringen.“
Aktuell nimmt er für die stetig weitere Verbesserung seiner Fachlichkeit eine Fortbildung bei der IJF Academy wahr und schließt den internationalen Studiengang mit dem Undergraduate Diploma as Judo Coach (UDJC) ab.
Dank der Erfolge seiner Athleten und auch der ARGE Judo Baden-Württemberg, die ihm für DJB-Einsätze immer freigegeben hat und sein Freund Andreas Tölzer, der ihn als Co-Trainer nominiert hatte, war er schon bei der EM- und WM-Vorbereitung dabei und nahm auch als Co-Trainer bei der EM und WM teil. „Es ist schön zu sehen, wie viele ehemalige Konkurrenten heute ebenfalls Nationaltrainer ihrer Nationen sind. Es schließt sich ein Kreis.“
Sein Ziel war immer, dass die Athleten gewinnen und nicht nur Erfahrungen bei sportlichen Höhepunkten sammeln. „Ich will diese Siegermentalität bei allen deutschen Judoka etablieren. Wichtig ist es aber vor allem, bei den Wettkampfhöhepunkten Medaillen zu gewinnen und darauf werden wir in allen Gewichtsklassen hinarbeiten.“
Als Bundestrainer möchte er die erfolgreiche Arbeit von Andreas Tölzer weiterführen und ein starkes Athleten- und Trainer-Team aufbauen. „Der Athlet muss im Mittelpunkt unseres Handelns stehen. Der Erfolg wird maßgeblich davon abhängen, wie gut wir mit allen Heim-, Landes- und Bundesstützpunkttrainern zusammenarbeiten, um unsere Athleten bestmöglich voranzubringen. Daher baue ich auf eine sehr gute Zusammenarbeit mit allen Trainerkollegen.“