Orange Day auch in Deutschland
Am 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, auch unter Orange Day bekannt.
Birgit Arendt
Der Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen macht seit 1991 aufmerksam auf dieses Thema.
Die Farbe Orange symbolisiert dabei eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen. Sie wurde im Zuge der von den Vereinten Nationen initiierten Orange-the-World-Kampagne festgelegt.
Diese Kampagne beginnt jährlich am 25. November und geht bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte.
Gerade unser Sport bietet für dieses Thema ein großes Potential. Insbesondere Selbstbehauptung und -verteidigung wird immer stärker in den Vereinen nachgefragt und ermöglicht Frauen und Mädchen ein selbstbewussteres Auftreten und Möglichkeiten, sich zu wehren.
Um auf diesen Tag aufmerksam zu machen, gibt es verschiedene Aktionen in Deutschland. So werden sich zum Beispiel in Bayern die Judoka des Polizeisportvereines Königsbrunn einbringen und Möglichkeiten der Selbstverteidigung und Selbstsicherheit mit Bürgern diskutieren. Vertreter der Frauen-Union Augsburg-Land und auch die Landtagsabgeordnete und Staatsministerin a. D. Carolina Trautner werden dazu erwartet.
Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik für Bayern über das Jahr 2023 gab es mehr als 79.000 Personen, die Opfer von Körperverletzungen wurden. Über 40 Prozent der Täter hatten keine Beziehung zu ihrem Opfer, griffen also beispielsweise auf offener Straße an. Aber gerade dort könnten potenzielle Opfer sich im besten Fall mit einfachen Handgriffen aus dem Bereich des Kampfsports verteidigen.
Auch für die Fälle häuslicher Gewalt gibt es Zahlen in der Bayernstatistik. In über einem Viertel stammen die Täter aus dem „sozialen Nahraum“ der Opfer, was bedeutet, dass es sich in über 20.000 Fällen um eine Körperverletzung in der Ehe, in der Partnerschaft oder in der Familie handelte.
Die Dunkelziffer wird deutlich höher ein – wohlwissend, dass soziale Isolation und wirtschaftliche Abhängigkeit oft Frauen zu Opfern häuslicher Gewalt machen können. Für alle Opfer gibt es jedoch auch eine wichtige Botschaft: Die Schuld liegt nie beim Opfer selbst.
Johannes Daxbacher, der als 19-Jähriger die Judo-Abteilung im Polizeisportverein Königsbrunn gegründet hat und seit 45 Jahren im Polizeidienst tätig ist, bringt noch eine weitere Personengruppe ins Gespräch. Er hofft, sie im Zuge der Aktionstage ansprechen zu können. „Es ist die Gruppe derer, die nicht wegsehen dürfen. Verständlich sei zwar die Intention, sich nicht in die Angelegenheiten Dritter einzumischen, doch wer glaubt, ein Opfer von Gewalt zu kennen, sollte ins Gespräch gehen und nicht wegsehen.“ Es ist gefährlich, anonym bleiben zu wollen, sich nicht einzumischen und keine Zivilcourage zu zeigen. „Eine Keimzelle sei hierzulande die Familie, in der oft beginne, was später nur noch schwerlich zu durchbrechen ist“, sagt Johannes Daxbacher, der Anfang des Jahres das Verdienstkreuz der Bundesrepublik für sein nationales und internationales Engagement für den Judo- und Polizeisport erhalten hat. Auch ist er gemeinsam mit seine Frau Regina weltweit aktiv – zum Beispiel in Äthiopien, wo die Gewaltrate gegen Frauen extrem hoch ist.
„Wenn Drei-, Vier- oder Fünfjährige ihre Eltern und Großeltern tagtäglich sehen, wie die Mutter dem Vater das Bier ans Sofa bringt, sich um die Kinder, die Küche und die Kirche kümmert, darüber hinaus aber der physische oder psychische Prellbock des Vaters wird, kann sich dieses Verhalten nur allzu leicht in spätere Generationen fortschreiben.“ Um präventiv zu agieren, ist das langfristige Engagement im sportlichen Bereich für Johannes Daxbacher der erklärte Weg, um sich selbst mit den ureigenen Stärken und Schwächen kennenzulernen und dort nachhaltig anzusetzen.
„Es ist traurig, dass es so einen Tag geben muss und man den Gewaltopfern gedenken muss. Aber die Realität zeigt, dass es notwendig ist. Jedes Opfer ist eins zu viel“, positioniert er sich sehr klar. Er betont die Langfristigkeit aller Maßnahmen und glaubt nicht daran, dass sogenannte Crash-Kurse nachhaltig etwas bringen. Vielmehr gehe es darum, die eigene Grundeinstellung zu überdenken und ein selbstbewusstes Verhalten an den Tag zu legen, das mitunter auch an der Körpersprache oder Haltung zu erkennen ist.
Ein sehr gutes Beispiel ist Claudia Kirchberger aus dem Verein. Sie hat über die Selbstverteidigung einst mit regelmäßigem Training angefangen und ist nunmehr Übungsleiterin im Judo. „Judo hat mein Leben komplett umgekrempelt. Ich bin vor allem selbstbewusster geworden“, sagt sie dankbar.
Die Kurse für Selbstverteidigung waren einst ein Türöffner für sie. Mittlerweile ist die Judofamilie ihr sehr wichtig und tut ihr gut. Sie hat sich durch Judo als Persönlichkeit entwickelt.
„Sich vor Gewalt zu schützen geht nur über die Ausprägung der Persönlichkeit und des Selbstbewusstseins. Es ist wichtig, auch mal „Nein“ zu sagen“, rät Johannes Daxbacher.
Infos:
- Augsburger Allgemeine / Steffi Brand
- Johannes Daxbacher