Para- trifft ID-Judo
Am vergangenen Wochenende gab es ein inklusives Judowochenende in Hamburg, bei denen Para-Judoka mit ID-Judoka gemeinsam trainierten.
Birgit Arendt/DOSB Gisela Nessler
An dem erstmals in dieser Form durchgeführten Wochenende nahmen 30 Judoka im Alter von 12 bis 68 Jahren teil, darunter zehn Athleten mit Sehbeeinträchtigung und sieben Judoka mit einer geistigen Behinderung. Dazu waren fünf Trainer dabei und einer, der im Sommer bei den Paralympischen Spielen in Paris Bronze gewann: Lennart Sass.
Lennart Sass ist seit einer Sehnenentzündung im Alter von 16 Jahren blind. Mit ihm zu kämpfen, ist besonders für die jüngeren Judoka wie Sven Kilper vom SV Brake ein besonderes Highlight des Wochenendes. Sven Kilper hat eine Lernbehinderung und trainiert Kinder als Helfer im eigenen Verein. Er sagt: „Wenn ich hier was mitnehme, kann ich den Kindern zuhause auch was zeigen.“ Aber auch die erfahrenen Judokas aus Wiesloch möchten gern ein Foto mit Lennart Sass machen. Er hat als Nordlicht schon selbst in der Halle im Leistungssportzentrum in Hamburg trainiert. Für den Paralympics-Teilnehmer und Bronzemedaillengewinner stellt das Inklusive Judowochenende eine Herausforderung dar, die er bisher noch nicht kannte.
Para-Judo und ID-Judo - intellectual disability, also Judo für Menschen mit geistiger Behinderung – war bisher kaum gemeinsam in Aktion. „Das Wochenende ist komplettes Neuland“, sagt Cornelia Claßen, DJB-Behindertensportreferentin ID Judo.
Im Judo-Leistungszentrum Hamburg passiert an diesem Wochenende nun etwas ganz Neues. Sebastian Junk, Event-Inklusionsmanager und DJB-Behindertensportreferent Para-Judo beim Deutschen Judo-Bund hat das Treffen, das von der Aktion Mensch unterstützt wird, organisiert. Es geht darum, Gemeinsamkeiten zu fördern und die Werte von Judo zu leben. Respekt, Ehrlichkeit, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft - all das spielt im Judo eine wichtige Rolle und wird hier auch gelebt.
Einige Paare haben sich schon allein durch ihre Statur gleich am ersten Tag gefunden. Auffallend oft bestehen sie aus einem Partner mit Sehbeeinträchtigung und einem Partner mit geistiger Behinderung. Es kommt auch zu Missverständnissen, z.B. als ein junger Mann mit geistiger Behinderung sich immer wieder vor einem blinden Jungen verneigt und sich dann lauthals beschwert, dass dieser nicht reagiert. Gerade für dieses Verständnis sind Veranstaltungen wie diese, bei denen gemeinsam von- und miteinander gelernt wird und Erfahrungen gesammelt werden, sehr wichtig.
Sebastian Junk ist es wichtig, im Verband das Thema Inklusion voranzubringen und Aufklärung zu betreiben. „Lass die Leute mal gegen die Wand laufen, das ist besser als sie in Watte zu packen“, sagt er ganz pragmatisch und mit eigener Erfahrung. Als sehgeschädigter Judoka hat er selbst viele Erfahrungen gesammelt und unter anderem in Athen 2004 paralympisches Bronze gewonnen.
Das Experiment eines gemeinsames Para- und ID-Judowochenendes ist geglückt. Für gelebte Inklusion braucht es mehr solcher Veranstaltungen.