Die Trainer B-Ausbildung
Noch mehr als in der ersten Ausbildungsstufe soll in der zweiten zielgruppenorientiert ausgebildet werden. Zurzeit bietet der Deutsche Judo Bund acht unterschiedliche Ausbildungsgänge der zweiten Stufe an:
- Trainer-B Leistungssport
- Trainer-B Breitensport (Judolehrer)
- Trainer-B Breitensport Selbstverteidigung
- Trainer-B Breitensport Gewaltprävention
- Trainer-B Breitensport Judo im Elementarbereich
- Trainer-B Breitensport Judo mit Älteren
- Übungsleiter- B Judo als Präventionssport
- Trainer-B Breitensport Kata
Die ersten drei dieser Ausbildungen werden pro Jahr einmal zentral vom Deutschen Judo Bund in Köln durchgeführt. Zusätzliche werden weitere B-Ausbildungen nach Bedarf in den Gruppen oder sogar in den Landesverbänden angeboten.
1. Der Trainer-B Leistungssport
Die Trainer-B Ausbildung Leistungssport orientiert sich in erster Linie an der Zielgruppe der jugendlichen Wettkämpfer von 14 bis 16 Jahren (Aufbautraining), die systematisch an den Leistungssport herangeführt werden sollen. Dabei wird die Rahmentrainingskonzeption für den Nachwuchsleistungssport des DJB stark berücksichtigt.
Die 60stündige Ausbildung unterteilt sich in ca. 26 Lehreinheiten Theorie und ca. 34 Lehreinheiten Praxis. In der Theorie beschäftigen wir uns hauptsächlich mit grundlegenden Inhalten der Trainingslehre und des modernen Technik- und Koordinationstrainings. Die Fachbereiche der Leistungsphysiologie und der Leistungspsychologie werden zentral überwiegend von Spezialisten, übernommen. Die Praxis bezieht sich neben dem Kraft- und Ausdauertraining hauptsächlich auf wettkampfnahe Trainingsmittel. Dabei werden die Teilnehmer möglichst auch in das Stützpunkttraining und die Arbeit der Bundestrainer in Köln integriert. Durch die räumliche Anbindung an die Sporthochschule und die Trainerakademie gelingt es auch immer wieder Fachreferenten dieser Institutionen in die Ausbildung zu integrieren. Die Prüfung zum B-Trainer Leistungssport besteht aus einer kleinen Hausarbeit, einer 90minütigen Klausur zur Theorie, der Demonstration einer individuellen Kampfkonzeption (IKKZ) und der Überprüfung des korrekten Bewegungsvorbildes. Die 1995 von Leo Held und Ralf Lippmann neu entwickelte und 1999 überarbeitete Ausbildungskonzeption wird inhaltlich ständig an moderne Entwicklungen angepasst und stellt so das wichtige Bindeglied zwischen der Trainer-C Ausbildung und der später folgenden anschlusstrainingsorientierten Trainer-A Ausbildung dar.
2. Der Trainer-B Breitensport (Judolehrer)
Als 1996 die erste neue „Judolehrer“ Ausbildung im DJB durchgeführt wurde, hatte dies Vorreitercharakter. Es war die erste rein breitensportorientiere Ausbildung auf der zweiten Ausbildungsstufe in Deutschland. Nach nur wenigen Jahren der Weiterentwicklung wurde diese Ausbildung als erste vom damaligen DSB lizensiert und die erste offizielle Trainer-B Breitensport Ausbildung war fester Bestandteil der Ausbildungs-Rahmenrichtlinien im deutschen Sport.
Heute wird die breitensportorientierte B-Ausbildung zentral in zwei Ausbildungsblöcken durchgeführt. In zwei Teilen, jeweils von Donnerstag bis Sonntag, werden die 60 Lehreinheiten überwiegend zielgruppenorientiert vermittelt. Die Zielgruppen, für die der „Judolehrer im DJB“ ausgebildet wird, sind überwiegend erwachsene, aber auch jugendliche breitensportorientierte Judoka. Themen wie funktionelle Anatomie und Gymnastik, fitnessorientiertes Kraft- und Ausdauertraining oder methodische Wege des Judounterricht stehen hier im Vordergrund. Ca. die Hälfte des Unterrichts ist mit der Trainer-B Leistungssportausbildung identische, sodass es Quereinstiegsmöglichkeiten in beide Richtungen gibt.
Der Trainer-B Breitensport ist in seiner Grundstruktur eigentlich die beste Basis, um als „Allroundtrainer“ möglichst viele unterschiedliche Zielgruppen unterrichten zu können. Hier werden wichtige Grundlagen für spezielle Erweiterungslehrgänge vermittelt. Seit einigen Jahren gibt es auch die Möglichkeit solche themenorientierten Erweiterungen, wie z.B. Kata oder Fitness, im Modulsystem zur offiziellen Trainer-A Lizenz Breitensport zu nutzen.
Die Prüfung zum B-Trainer Breitensport besteht aus einer umfangreichen Hausarbeit, einer 90minütigen Klausur zur Theorie, der unterrichtbegleitenden Überprüfung des korrekten Bewegungsvorbildes und einer 20minütigen Lehrprobe.
3. Der Trainer-B Selbstverteidigung
Die SV-Ausbildung unterteilt sich in vier Module zu je 15 Lehreinheiten und wird momentan noch zentral in Köln durchgeführt.
In Modul Atemi-Waza werden die für Judoka eher unbekannten Schlag- Block und Tritttechniken vermittelt und vor allem methodische Wege der Anwendung aufgezeigt. Der Judoanzug kann zu Hause bleiben, es genügen Trainingshose und T-Shirt.
In Modul Judo 1 und 2 wird die Anwendung der Judotechnik in der Selbstverteidigungssituation vermittelt. Hier steht der Umgang mit Widerständen und sich verändernden Bedingungen im Vordergrund. Es werden methodische Grundlagen und Theorien zum Bewegungs- und Technik lernen kompetenzorientiert behandelt.
In Modul Gewaltprävention wird vermittelt, wie man gewaltpräventiv arbeitet und wie Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungstraining organisiert und durchgeführt wird.
- Was ist Gewalt?
- Strafrechtliche Bewältigung täglicher Gewalt
- Was ist sexuelle Gewalt
- Notwehr, Nothilfe, Überschreiten der Notwehr
- Was ist Mobbing?
Gewaltspirale: Entstehen von Aggressionen, Provokation-Entscheidung-Handlung, Zielrichtung der eigenen Handlung: Deeskalation oder Verteidigung
Der Judoanzug kann zu Hause bleiben, es genügen Trainingshose und T-Shirt.
Spezielle zielgruppenorientierte SV- Themen, wie Selbstbehauptung für Frauen und Kinder, Kata in der Selbstverteidigung oder Spezialisierungen werden in Fortbildungen angeboten.
Die Prüfung zum B-Trainer Selbstverteidigung besteht aus einer umfangreichen Hausarbeit, der unterrichtsbegleitenden Überprüfung des korrekten Bewegungsvorbildes und einer 20minütigen Lehrprobe. Wer bereits in der zweiten Stufe lizenziert ist, dem genügen 45 Lehreinheiten ohne Prüfung zur Zusatzqualifikation, bestehend aus Modul 1, 3 und 4.
4. Der Trainer-B Gewaltprävention
Der Deutsche Judo-Bund und der Nordrhein-Westfälische Judo-Verband haben sich diesem Thema angenommen, weil einerseits die Sportart Judo bzw. der Judoka nicht frei von Gewalt sind, andererseits der Judosport ein großes Potential beinhaltet, um Konflikten vorzubeugen bzw. Lösungsstrategien zur Konfliktlösung anzubieten. Die Fähigkeit Grenzen setzen zu können, Wertevermittlung - die Judowerte nach außen zu transportieren - sowie Menschen grundsätzlich mit Respekt, unabhängig von Alter, Geschlecht, Kultur und Nationalität zu begegnen sind im Judosport selbstverständlich.
Inhaltlich wird in der Ausbildung den Fragen nachgegangen wie Gewaltbereitschaft entsteht und mit welchen Maßnahmen und Methoden dagegengewirkt werden kann. Wie zeigen sich Provokation – Eskalation – Deeskalation und Konfliktlösungen (Letzteres u. a. mit Methoden der Streitschlichtung und Mediation). Wie können Konzepte, Strategien und Techniken entwickelt werden, um jungen Menschen zu helfen sich selbst zu behaupten, stark zu sein und Grenzen setzen zu können. Wie lässt sich die Kommunikationsfähigkeit verbessern? Und wie hilft geregeltes Kämpfen im Sport Aggressionen abzubauen und in positive Erlebnisse umzuwandeln?
Die Zielgruppe, für die diese Ausbildung konzipiert ist, sind Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren (ca. 3. bis 6. Klasse).
5. Trainer-B Judo im Elementarbereich
Dieses Modul wurde speziell für Trainer entwickelt, die sich hauptsächlich mit den 5-7jährigen beschäftigen und unser Programm "Judo spielend lernen" vermitteln wollen. Es wird zurzeit in Kooperation mit dem Bayrischen Judo Verband und der Trainerschule Jens Keidel regional angeboten.
6. Trainer-B-Breitensport Judo für Ältere
Dieser Ausbildungsgang wurde vom Nordrhein-Westfälischen Judo Verband unter der Leitung von Angela Andree in Kooperation mit dem Deutschen Judo Bund entwickelt und wird in NRW bundesoffen durchgeführt.
7. Übungsleiter-B Judo in der Prävention
Dieses Programm wurde von Jens Keidel in Kooperation mit dem DJB erstellt und beschäftigt sich mit Themen, wie Sturzprophylaxe, Rückenschule und weitern gesundheitsorientierten Themen. Es wird ebenfalls vom Bayrischen Judo Verband und der Trainerschule Jens Keidel regional angeboten.
8. Trainer-B-Breitensport Kata
Kata bedeutet das Üben von im Voraus festgelegten zwei- oder mehrphasigen kämpferischen Interaktionsketten aus Angriff und Verteidigung in geschlossenen Situationen (DJB 2022).
Traditionell werden alle Judoübungen in geschlossenen Situationen japanisch als „Kata“ und solche in offenen Situationen als „Randori“ bezeichnet. Die diversen vom Kodokan standardisierten Kata sind weltweit Teil der Ausbildung aller fortgeschrittenen Judoka und fest im Programm für Kyu- und Dangraduierungen verankert. Durch diese Verbindlichkeit sind sie Teil des Judo als Breitensport par excellence.
Seit geraumer Zeit gibt es für Kata auch einen Meisterschaftsbetrieb von der regionalen Ebene bis hinauf zu regelmäßig stattfindenden Europa- und Weltmeisterschaften, auch mit Jugend- und Juniorenklassen.
Der DJB hat ein strukturiertes vierstufiges kompetenzorientiertes Ausbildungskonzept für Kata entwickelt:
Ziel der Trainer-B Breitensport Ausbildung „Kata“ ist die Vermittlung aller Kompetenzen, die Trainerinnen und Trainer benötigen, um den Aktiven für die ersten drei Stufen – also bis zum dem Erlernen der sieben offiziellen Kodokan-Kata – qualifizierte Angebote machen zu können.